Thailand mit Kleinkind

DSCF6567-2.jpg

Mückenstiche im Dezember - dafür muss man schon ein bisschen reisen, um sie in der Vorweihnachtszeit zu bekommen. Zum Beispiel nach Thailand. Wir sind für drei Wochen mit Josefin und den Großeltern dort, während hier in Deutschland Plätzchen gebacken und Glühwein getrunken wird.

Aber kann man das einfach machen mit einem elf Monate alten Baby? Klappt das überhaupt mit dem Klima und der Hitze? Wie ist das mit der Zeitumstellung und das Kind verträgt doch bestimmt kein asiatisches Essen? Sie hat doch auch noch gar keine Hepatitis-Impfung. Und dann der lange Flug. Laufen kann sie ja auch noch nicht, ist krabbeln nicht zu gefährlich?

Wir fliegen ab Frankfurt mit Zwischenstopp in Abu Dhabi. Somit haben wir zwei sechsstündige Flüge vor uns mit drei Stunden Aufenthalt in den VAE. Für Josi buchen wir online vorab die einhängbare Babywiege, was uns automatisch Plätze an den Notausgängen generiert. (* mehr Details zu dem Thema - und wie es bei uns geklappt hat- lest ihr in den Fußnoten.)

In Thailand angekommen, muss man sich immer erst an das Klima gewöhnen. Ein warmer Föhn bläst einem entgegen, Jacken und lange Hosen sind ab jetzt überflüssig. Wir werden von unserem über das Hotel gebuchte Taxifahrer abgeholt und verbringen die letzte Anreisestunde im klimatisierten Minibus. Für Josi wurde extra ein Kindersitz organisiert - den wir uns allerdings die restlichen drei Wochen abgewöhnen müssen. Denn wer mal schnell mit ‘nem Songthaeo oder Minivan von A nach B gefahren werden möchte, muss da mit Kleinkind flexibel sein, Kindersitze gibt es nicht. Klappt aber super, Josi sitzt die nächsten Wochen auf unserem Schoß, wird einfach mit angeschnallt und kann bei längeren Fahrten auch schnell mal den Platz/Sitzpartner wechseln.

Unser Hotel ist eine Bungalow-Anlage direkt am Meer, mit eigenem Pool und kleinem Restaurant, in dem à la carte gegessen werden kann. Kein interkontinentales Buffet, keine klimatisierten Fresstempel-Hallen, keine Bettenburg. Ein kleines, familiengeführtes und vor allem bezahlbares Hotel, in dem wir uns bestens aufgehoben fühlen. Josi wird angelächelt, auf den Arm genommen, bekommt Bananen geschenkt, wird bespaßt während wir direkt am Strand auf der offenen Terrasse in Ruhe frühstücken.

Wir haben ein Babybett (vielleicht im Vorkriegs-Design, aber nachts ist es ja eh dunkel, oder? Josi stört’s nicht), einen Minikühlschrank, eine Klimaanlage, einen Wasserkocher und Platz für eine selbstgebastelte Wickelkommode auf der Kofferablage. Was braucht man mehr?

Allerdings sind uns drei Wochen Hotelurlaub dann doch zu wenig- wir müssen raus. Was sehen. Unterwegs sein, neue Orte erkunden. Eim kennen wir schon durch unsere letzten Thailandbesuche (noch ohne Kind), sie führt ein kleines Touristikbüro, mit dem sie Privattouren in der Umgebung anbietet. Bei einem Treffen mit ihr planen wir unsere Unternehmungen für die nächsten drei Wochen, die wir machen wollen. Eine Raftingtour ist für Einjährige vielleicht nicht ganz das richtige - aber für alles andere sind wir zu haben.

Wir fahren mit dem Longtail-Boat durch die Phang Nga Bay, besuchen James Bond Island, machen eine Kanutour inklusive Grottenbesichtigung und schauen uns das muslimische Dorf an. Wir besuchen einen Höhlentempel, füttern die Affen, fahren mit Eim nach Phuket zum Big Buddha und zum Wat Chalong. Ausserdem machen wir eine Tour nach Takua Pa zum Tsunami Memorial, besichtigen die Altstadt und eine Cashew-Fabrik und Essen gemeinsam in einem Klong - mit den Füßen im Wasser.

Dazwischen bleibt genügend Zeit, die Gegend auf eigene Faust zu erkungen. Mit dem Songthaeo ist man schnell und günstig überall, wo was los ist: auf den Märkten (Build Market, Bang Niang Market, Khukkak Morning Market) oder an den schönsten Stränden der Umgebung. Wir klettern sogar die verschiedenen Wasserfall-Ebenen am Ton Chong Fah hoch, extra dafür haben wir eine Babytrage ausgeliehen und mitgenommen. (** unsere Erfahrung dazu in den Fußnoten.)

”So, und wie war das jetzt mit dem Essen?” Ganz ehrlich- ich selbst bin der pingeligste Esser, den man finden kann. Und asiatisch ist auch echt nicht meine erste Wahl.
Aber: wir sind ja erstens in touristischen Regionen, wo man überall zur Not Pommes oder sogar Pizza bekommen kann.
Zweitens: Reis geht immer. Hühnchen auch. Und wer Fisch mag, wird sowieso das meiste lieben. (Nein? Ich auch nicht, höchsten Vierkant-Frittiert.)

Wichtig zu wissen, besonders wenn die Kids den “Räuberteller” machen: bestellt das Essen MAI PET, also NICHT SCHARF. Josi isst in der Zeit viel gekochten Reis, Glasnudeln und Hühnchen: Chicken Satay, Fried Chicken, Chicken Wings... Zwischendurch frische Bananen oder Ananas, gebackene Teigtaschen mit Kondensmilch (okay, gesund ist was anderes), und zum Frühstück Omelett oder Pancakes mit Obstmüsli. Im Supermarkt gibt es Kinder-Reiswaffeln und sogar püriertes Essen in Gläschen von “Heinz” - die Auswahl ist aber begrenzt. Wir haben für den Flug und “für den Notfall” ein paar Gläschen und eine Packung Grießbrei-Pulver von Zuhause eingepackt - aber schleppt wirklich nur das nötigste mit.

A propos mitschleppen: ihr müsst auch definitv keinen Koffer voll Windeln einpacken. Oder Milchpulver. Auch in Thailand gibt es Kinder, die sowas brauchen - man glaubt es kaum- und somit kann man all das vor Ort kaufen. Unsere Empfehlung: NAN Optipro von Nestle und BabyLove DayNightPants Plus XL. Na klar, nicht mit unseren Marken zu vergleichen, aber sie tun was sie sollen. Und das hat uns ausgereicht.

Was noch? Unser bester kleiner Helfer war der superleichte, klappbare Buggy, der sogar mit ins Handgepäck durfte. Fast überall dabei und zum Schlafen zwischendurch perfekt für Josi geeignet. ***

Und sonst? Entspannt bleiben. Durchatmen. Nicht alles ganz so eng sehen, mutig sein, auch mal Dinge ausprobieren. Was kann schlimmstenfalls passieren?

In unseren Augen ist Thailand ein perfektes (Fern)Reiseziel für Familien. Die Kultur, die Menschen, die Umgebung - ihr werdet superfreundlich aufgenommen und könnt euch überall sicher fühlen. **** Traut euch und erkundet das wunderschöne Land!
____

MUST HAVE Packliste:

Sonnenschutz (Hüte/Mützen & Sonnencreme)

AntiMück (für Kleinkinder geeignet)
Tipp: vor Ort in Pharmacies zusätzlich Mückensticker kaufen, die man auf die Kleidung klebt

ggf. Mückennetz (wir haben eins über Josis Bett gehängt: in der ersten Nacht war eine Mücke DARIN gefangen und hat Josi im Gesicht mehrmals gestochen. Danach haben wir das Netz abgebaut, nur noch mit Hautspray und den Stickern gearbeitet und keinen weiteren Stich bekommen.)

Buggy und ggf. Wickeltrage/-tuch (letzteres haben wir eher selten genutzt).

kleine Kinderbücher oder (leises) Spielzeug für unterwegs
ausserdem ein paar Pampers, Feuchttücher und Müllbeutel für Hin- und Rückflug

Notfallapotheke (mit dem Kinderarzt absprechen)

Ausweise/Dokumente zusätzlich digital in einer Cloud (Dropbox z.B.) speichern

Kreditkarte

Damit habt ihr das Wichtigste…

Fußnoten:

* zum Thema FLUG : Babywiege/ Bassinett
Eine Garantie für die Buchung gibt es leider nicht - je nachdem, wie viele Kinder an Bord sind oder wie viele Gäste einen Aufpreis für mehr Platz bezahlt haben. In unserem Fall klappt es und wir haben auf allen vier Flügen (Hin und Rückweg) Sitzplätze an den Notausgängen bzw. hinter der Trennwand. Wir können Josi auch mal vor uns auf den Boden setzen oder uns vor den Sitz knien und sie darauf umziehen.

Die Wiege ist bei den meisten Airlines bis 10kg belastbar, unser Mädchen passte also vom Gewicht noch so gerade rein, war aber eigentlich mit 79 cm Körperlänge schon zu groß dafür. Hinweg hat sie darin etwas geschlafen, nur leider mussten wir sie bei “Turbulenzen” (das Anschnallsignal leuchtete auf) wecken und aus der Wanne nehmen, wodurch sie wach geworden ist. Nicht so toll.

Für den Rückweg haben wir eine bessere Idee: beide Flieger sind nicht komplett ausgebucht und wir können Josi mit einer aufblasbaren Sitzerweiterung auf den Sitz zwischen uns hinlegen. (Man platziert den aufgeblasenen Kubus im Fußraum vor dem Sitz und verlängert damit die Sitzfläche.) Sie schläft auf beiden Flügen entspannt für mehrere Stunden, ohne dass wir sie wecken müssen.

Zwischendurch muss es noch die Flasche sein - wir haben Milchpulver und kaltes Wasser an Board nehmen dürfen (hier gelten Sonderbedingungen am Sicherheitscheck für Flüssigkeiten), für heißes Wasser dürfen wir einfach zu den Stewardessen in die “Küche” und uns selbst an der Maschine bedienen. Alles super entspannt.

Zum Wickeln kann man auf der Flugzeugtoilette einfach ein Seitenwandteil herunterklappen und hat eine Wickelkommode. TIPP: Wer den Mitmenschen einen Gefallen tun möchte, nimmt Plastiktüten mit, in denen der “Stinker” geruchsarm entsorgt werden kann.

** zum Thema BABYTRAGE: Minimeis
Wir haben sie für unseren Urlaub ausgeliehen, kaufen war uns zu teuer. Beste Entscheidung, denn wir haben sie effektiv nur einmal genutzt: für den Aufstieg zum Wasserfall. Alle anderen Touren haben wir mit dem Buggy oder mit der normalen Wickeltuch-Trage gemeistert, gar kein Problem. Ausserdem war die Minimeis auch nicht ganz so bequem, Chris hatte drei Tage später noch Druckpunkte von dem Gestänge auf den Schultern. Für die eine Tour war es schön, Josi mit hochnehmen zu können, aber sonst hat es sich nicht gelohnt. Vielleicht hätten wir diese sogar auch mit der normalen Trage machen können.

*** zum Thema BUGGY
Unsere Empfehlung: HOCO Mikra Reisebuggy. Superleicht, mit kompletter Liegefunktion, vernünftigem Sonnenschutz und wir durften ihn sogar mit ins Flugzeug nehmen, so dass Josi beim Transit in ihrem eigenen Buggy liegen konnte. Nachteil: man tritt beim Schieben schnell mal auf die “Bremse”, ist aber denk ich Gewöhnungssache. Achtung- nicht alle Fluglinien haben die gleichen Voraussetzungen. Wir übernehmen somit keine Garantie- aber die Chancen stehen gut.

**** zum Thema SICHERHEIT
Wir haben Thailand als supersicheres Land kennengelernt. Ausnahmen bestätigen die Regel und Garantie übernehme ich auch nicht, es ist sicherlich auch regional unterschiedlich. Je mehr Touristen, desto mehr Taschendiebe - das ist ja überall so. Aber allein die Mentalität und die Spiritualität in diesem Land haben uns immer ein gutes Gefühl und ein Willkommensein vermittelt.

IMG_2910.jpg
Verena Anne AhrensComment