Chile - Teil 1

Teil 1 - Santiago und der Norden

Chile ist ungefähr so lang wie die Strecke von Lissabon bis Moskau. Ungefähr.
Wir haben trotzdem versucht, in knapp vier Wochen das Land zu durchqueren und so viel wie möglich zu sehen.

Backpacker auf dem Rücken, Flugticket & Lonely Planet in der Hand und das Hostel für die ersten beiden Nächte gebucht - damit ging es los! Eine ungefähre Route gab es, ja, aber wie lange wir jeweils an einem Ort bleiben, wo wir unterkommen und was wir dort so machen - das alles hat sich erst unterwegs ergeben.
 
Angefangen in der Hauptstadt Santiago de Chile sind wir hoch ans Meer nach Iqique und in die Wüstenstadt San Pedro de Atacama geflogen.  Anschließend 4300 km ganz in den Süden bis fast ans Ende der Welt nach Punta Arenas und Puerto Natales, und von da aus haben wir uns entlang dampfender Vulkane und spiegelblanker Seen über Puerto Montt und Pucòn zurück bis nach Valparaiso und Vina del Mar treiben lassen.
Zum Abschluss dann noch einmal Santiago, bis unser Flieger mit einem Stopp in Panama-City wieder Richtung Heimat ging.

Santiago
Die Großstadt hat uns wirklich überrascht mit vielen grünen Oasen und wunderbaren Aussichten vom Cerro Santa Lucia und dem Cerro San Cristobal.

Unzählige Mitarbeiter sind damit beschäftigt, die Grünflächen  von morgens bis abends zu wässern und sauber zu halten, selbst die Straßenhunde sind gepflegt und haben im Park eigene Hundehütten. Nagelneue Hochhäuser neben neoklassizistischen und barocken Gebäuden, alles ein bißchen zu dicht aneinander gedrängt... Ampeln sind Vorschläge, keine Richtlinien - und doch bleibt das Klischee vom typisch südamerikanischem Chaos hier unbestätigt. Chilenen sind die Europäer Südamerikas, so sagt man, und das glauben wir auch.

Iquique 
In Iquique fühlt man sich in die Zeit der Cowboys und Westernfilme versetzt, wenn man über den hölzernen Bürgersteig entlang spaziert und die schönen bunte Hausfassaden bewundert. Wir gehen zum Wasser, in der Steinbucht ist relativ wenig los. Die Skyline am Meer zeigt ein anderes Gesicht, hier wird schnell klar, dass der Abschnitt mit dem - für Chile ziemlich seltenen - hellem Sandstrand Surfer und Urlauber magnetisch anzieht. Wir bleiben nur eine Nacht und ziehen am nächsten Tag direkt weiter - auf in die Wüste.

San Pedro de Atacama
San Pedro liegt in der trockensten Wüste der Welt, im "Desierto de Atacama" - der Atacamawüste, und ist eher ein Dorf als eine Stadt, so scheint es, mit niedrigen Lehmhäusern und sandigen, unasphaltierten Straßen.

Als wir ankommen regnet es. Gewitter und Sturm in der Wüste.

Fast wären wir in Calama stecken geblieben, weil kein Bus mehr fahren wollte. Der Grund: In der Wüste führt der kleinste Regenschauer zu Sturzbächen, da das Wasser nicht in die Erde sickern kann. Die einzige Straße durch die Wüste gleicht an manchen Stellen einem Flußbett, und wir schlingern mit unserem Taxi durch den Matsch, um doch noch zum Ziel zu kommen. Das sei "etwas ganz besonderes", beteuert unser Taxifahrer. Wir sind semi-begeistert, kennen wir Regen doch von Zuhause und hätten gerne eine "richtige" Wüste vorgefunden.

Im Hostel liegen Sandsäcke vor den Türen, die Regentonne wird stündlich ausgeleert. Unser Raum bleibt immerhin trocken, und am nächsten Morgen klart es wieder auf, die Sonne kommt raus. Doch schon bald ziehen in der Ferne neue Gewitterwolken auf.

Wir machen uns trotz des Wetters auf zum Mondtal "Valle de la Luna", einer Kraterlandschaft in der Wüste. Uns stehen im wahrsten Sinne des Wortes die Haare zu Berge, man spürt die elektrisierte Luft am eigenen Leib! Es knistert, sobald man die Arme hebt, und beim anschließenden Sonnenuntergang sehen wir auf der einen Seite die Sonne im Tal versinken, während es auf der anderen Seite ordentlich regnet, blitzt und donnert. 

Am dritten Tag lassen wir uns auf der Oberfläche der Salzlagune "Laguna Cejar" treiben. Nebenan staksen ein paar Flamingos durch's Wasser, die sich von Kleinstlebewesen ernähren - die Lagune ist ein Fast-Food-Restaurant für die rosafarbenen Vögel, und das mitten in der Wüste. Das kristallklare Wasser hinterlässt überall salzige weiße Spuren, der verkrustete harte Boden schmerzt unter den Füßen, aber das Gefühl der Schwerelosigkeit ist unbeschreiblich...

... to be continued.